Ein Feld voller Rhabarber und ein Kuchen zum Niederknien...
Es gibt Kuchen, die nach dem ersten Probieren eine sofortige Wirkung auslösen: Die Hand kurz auf den Mund, als müsste ein Schreien unterdrückt werden, die Augen kurz geschlossen, als würde ein Tagtraum beginnen. Spätestens nach der zweiten Gabel kommt dann der Ausruf, mit einem deutlichen, ja fast dramatischem Unterton: Biiiiiitte, kann ich das Rezept haben? Für alle, die sich ein wenig gedulden mussten, hier ist es also. Das absolut beste Rhabarberkuchenrezept in der Baumgärtner`schen Rezeptsammlung. Für den Rhabarberkuchen eignet sich hervorragend der rotstielige Himbeerrhabarber. Die roten Stangen haben ein besonders mildes, feinsäuerliches Aroma.
Bernhard Grieshop ist Obst- und Gemüseanbauer in Erden an der Mosel. Er ist Mitglied in der Vereinigung Eist Uebst Us Uebscht, einer kleinen Obstbauerngemeinschaft aus der Region Luxemburg und Trier, und stolzer Besitzer eines wunderschönen Rhabarberfelds unmittelbar neben den Weinreben. Es ist Donnerstagmittag und ein strahlend blauer Frühlingstag. Zwischen den Rebstöcken blüht leuchtend gelb der Löwenzahn. Wir fahren mit dem Auto die Weinberge hinauf. Lehm haftet an den Sitzpolstern. Die Grieshops verbringen den ganzen Tag draußen in den Feldern. Hier wären wir! Was für eine Aussicht! Für einen kurzen Moment schweifen die Augen mit einem glücklich erfüllten 360° Blick in die Ferne, dann richtet sich die Aufmerksamkeit ganz auf das Gemüse. Bernhard Grieshop streift sacht mit seinen sonnengegerbten Händen über die grünen Blätter. Welch eine Pracht! Bis zum 24. Juni kann Rhabarer noch geerntet werden, nachher ist der Oxalsäuregehalt zu hoch. Ist das Rhabarberblatt schön glatt und der Stengel himbeerrot kann er geerntet werden: Dafür den Stiel unten fest umfassen und mit mit einem kleinen Ruck herausziehen. Allein die Ernte von Rhabarber ist etwas unglaublich Sinnliches! Bereits der Rhabarberstengel in der Hand verspricht schon einen großartigen Genuss! Es riecht so gut, so unglaublich spritzig und erfrischend, dass man geradezu von einer frischgepressten Rhabarberschorle zu träumen vermag! Und natürlich von unserem wunderbaren Rhabarber-Baiser-Kuchen!
Zeit, aus den Gummistiefeln zu schlüpfen und die Ernte in die Küche zu holen! Den Rhabarber schälen und in kleine Stücke schneiden. Den Backofen auf ca. 170° vorheizen und aus Butter, Zucker, Eigelb, einem Hauch Vanille, Mehl und etwas Milch einen Rührteig zaubern. Den Teig auf ein Backblech streichen, mit den Rhabarberstücken belegen und obendrauf mit ganz viel Baiser bedecken! Damit der Baiser so wunderschöne Spitzen bekommt, mit Hilfe der Unterseite eines Esslöffels auf den Baiser klopfen. So entstehen weiße Baiserbergzipfel! 30 Minuten im Ofen backen und danach auskühlen lassen. In der Zwischenzeit spontan viele Freunde einladen! Schließlich werden die Baiserhäubchen noch mit feinem Puderzucker bestäubt und der Kuchen kann serviert werden. Am liebsten im Garten zu einem kleinen Espresso... Einfach herrlich!
Bon Appetit und ein gutes Gelingen!
ca. 1 kg Rhabarber
6 Eiweiße
300 g Zucker
250 g weiche Butter
100 g Roh-Rohrzucker
1 Päckchen Bourbon-Vanillezucker (oder das Mark einer Bourbon-Vanilleschote)
6 Eigelbe
1 TL Backpulver
300 g Dinkelmehl (Type 630)
100 ml Milch
Den Backofen auf 170 ° Umluft vorheizen. (Aus Erfahrung für das Gelingen unbedingt Umluft wählen!) Den Rhabarber schälen und in kleine Stücke schneiden. Für das Baiser das Eiweiß steif schlagen, den Zucker hinzugeben und zu einer glänzenden Masse aufschlagen. Für den Rührteig die Butter, den Zucker, den Vanillezucker und die Eigelbe zu einer cremigen Masse aufschlagen. Das Backpulver mit dem Mehl vermischen. Das Rührgerät auf niedrige Schaltstufe stellen. Nach und nach das Mehl und die Milch unter den Teig rühren. Den Rührteig auf einem gefetteten viereckigen Backblech gleichmäßig verstreichen. Die Rhabarberstückchen darauf verteilen und zum Schluss mit dem Baiser bedecken. Den Kuchen ca. 30 Minuten im vorgeheizten Ofen backen, bis das Baiser zartbraun und knusprig ist.